> Ernst & Claudia on Tour :.
Unsere Reise durch Indien und Südamerika [1. Oktober 2004 - 17. Februar 2004]
 
:: Die Carretera Austral (20.11. - 26.11.04) Last updated: Wednesday, December 01, 2004

Am Samstag den 20. November (übrigens Ernst’s Geburtstag) verlassen wir, nach sechs Tagen, bei strahlender Sonne und stahlblauem Himmel das Städtchen Bariloche und fahren – motiviert Neues zu sehen – ungefähr 200 Kilometer weit nach Trevelin. Dieses Dorf wurde von Walisern erbaut und zeigt auch heute noch den für diese Region, doch ein wenig speziellen Charme, den ihr die Gründer verliehen haben. Auf dem Weg zur Carretera Austral, werden es von hier aus dann noch einmal 30 Kilometer bis zur chilenischen Grenze und weitere 80 bis zur Strasse unserer Träume sein. In Trevelin wohnen wir in einer einfachen, aber sehr angenehmen Herberge bei Diego.

Übrigens, auf dem Weg nach Trevelin musste Claudia feststellen, dass „Schwellen-Ruedi“ auch Hierzulande am Werk war! Sie schoss in vollem Garacho über eine schon fast schanzenartige, aber gut signalisierte, inmitten der Wildnis erbaute und mit gelber Farbe bemalte Verkehrsberuhigung! Der ganze Autoinhalt – ausgenommen der Fahrerin und des Beifahrers: Gurten sei dank – schwebt einen halben Meter in der Luft. Eigentlich kann man es sich vorstellen wie ein Parabelflug eines Jumbo-Jets bei der Simulation der Schwerkraft: es hätte für ein Schwerelosigkeits-Training der NASA gereicht! Glücklicherweise ist nichts passiert – wir haben also nochmals Schwein gehabt!

Am nächsten Tag besuchen wir den nahe gelegenen Nationalpark Los Alerces, wo wir eine kleine Wanderung unternehmen. Die Landschaft ist von türkis-farbenen und kristall-klaren Seen, weissen Bergen, hellblauen Gletschern und einer traumhaften Flora geprägt; einfach traumhaft schön! Wir umwandern eine kleine im Lago Menendez liegende Insel, die wir über eine Hängebrücke erreichen und dürfen uns einer schönen Blumenpracht in gelb und rot erfreuen. Wir sehen auf dem Weg einen 300-Jahre alten Alerce-Baum – davon gibt es in diesem Park eigentlich über 1000-Jahr alte, jedoch kommen wir am Sonntag nicht in dieses Gebiet. Der Park ist touristisch noch nicht überflutet und so geniessen wir unser Picknick ganz einsam an einem kleinen Strand am Lago Mendenez.

Endlich geht’s los: Wir fahren am 22. November frühmorgens zur Carretera Austral! Als erstes müssen wir den argentinischen und dann den chilenischen Zoll passieren. Der administrative Aufwand ist dieses Mal an beiden Zollstationen sehr klein. Lediglich unseren Käse müssen wir am chilenischen Zoll lassen, ansonsten bereiten uns die Beamten keinerlei Umstände. Nach weiteren 80km sind wir nun auf der lang ersehnten Carretera Austral!!! Die Strasse wurde auf Geheiss von Militärdiktator Pinochet in den 80er Jahren, des 20ten Jahrhunderts am Reissbrett geplant und gebaut! Auf Biegen und Brechen wurde eine Strasse in die Landschaft gezwungen. Dieser Tatsache verdanken wir, dass wir heute durch eine traumhafte und unversehrte Natur wiederum mit Bergen, Flüssen, Seen und Fjorden versehene Landschaft fahren können! Es ist eine staubige, holprige und Achterbahn-ähnliche Strasse, die uns zwischenzeitlich zu einer Geschwindigkeit unter 30 Kilometer pro Stunde zwingt. So sind es lange aber wunderschoene120 Kilometer, bis wir Puyuhuapi erreichen, wo wir im Hotel bei den Thermen für zwei Nächte logieren.

Neben dem Hotel, welches nur mit dem Schiff erreichbar ist, befinden sich drei Pools mit verschieden warmem Wasser aus den Bergen. Im „Kältesten“ ist das Wasser etwa 40 Grad Celsius und im Wärmsten 85 Grad Celsius. Am ersten Abend stürzen wir uns um 2200 Uhr bei Mondschein und Sternenhimmel nach dem Abendessen in unsere Badekleider- und Mäntel und geniessen das warme Wasser der Thermalquellen. Wir steigen zuerst ins „kalte“ Becken und nach einer Viertelstunde geht es weiter zum mittleren Becken und nach einer weiteren Viertelstunde zwingen wir uns für fünf Minuten in das heisse Becken. Wir merken, wie das Herz schneller zu schlagen beginnt, jede schnelle Bewegung schmerzt und wir ermüden schnell. Für Ernst ist der heisseste Pool schon fast schmerzhaft heiss – das ist eben nichts für Eiswürfelduscher! *grins* Anschliessend an den „Kochtopf“ gehen wir kurz in den kalten Fjord (zirka 15 Grad Celsius) baden und wiederholen die letzten zwei Bäder (Kochtopf und Fjord) einige Male – ähnlich einem Saunagang.

Die Vegetation hier zeigt bereits leicht tropische Züge und so lassen wir es uns am nächsten Tag nicht nehmen, bis zum Mittagessen einen kleinen Spaziergang durch die wunderschöne und wilde Natur zu machen. Wie abzusehen war, hat Claudia am Nachmittag immer noch nicht genug und macht sich also noch alleine auf die Wanderschaft. Sie begibt sich auf einem anderen Weg durch die unberührte Wildnis: es endet jedoch jäh in einem Desaster, denn sie landet im Morast und sinkt bis zu den Knien im Dreck ein. Nach zwei Stunden kehrt sie jedoch glücklicherweise mit ihren Dreckgefüllten Wanderschuhen wieder zum Hotel zurück. Für „Feldweibel“ Ernst hat das ganze auch einen Vorteil; so vergisst Claudia das Schuheputzen wenigstens für einmal nicht! Na ja, es hatte auch Nachteile: die Dusche sah anschliessend etwa so aus, als hätte sich während Wochen ein Rudel Wildschweine darin gesuhlt!

Am Abend geniessen wir direkt vom Esstisch aus die herrliche Stimmung über dem See. Wir schätzen uns sehr glücklich, dass wir so etwas erleben dürfen.

Auf Empfehlung von John und Julie, einem amerikanischen Paar, das wir in Puyuhuapi kennen gelernt haben, beziehen wir am 24. November nach weiteren 300 Kilometern auf der Carretera Austral, ein schönes Hotelzimmer in Coyhaique. Es ist ein sehr schönes, gepflegtes Städtchen, das in mitten einer schönen Berglandschaft liegt, die zum Wandern einlädt. Hier verbringen wir jedoch nur eine Nacht und fahren am nächsten Morgen früh bereits weiter nach Chile Chico. Dies ist wohl die schönste Fahrt bis anhin. Der erste Teil ist immer noch auf der Carretera Austral und der zweite führt uns entlang dem Lago General Carrera. Speziell entlang des Sees sind wir immer wieder gezwungen auszusteigen, um schöne Bilder für uns und Euch zu Hause zu schiessen. Vom See her windet es sehr stark, so dass man es auch im Auto spürt. In atemberaubender Weise schlängelt sich die Strasse in einer Berg- und Talfahrt der Küste entlang bis wir nach acht Stunden Fahrt endlich in Chile Chico ankommen. Das Dörfchen hat gut 4000 Einwohner und geniesst ein mildes Mikroklima, womit die Temperaturen deutlich höher sind, als auf der Route. Die Hoffnung, endlich vom starken Wind verschont zu werden, erfüllt sich leider nicht! Das Dörfchen selber hat nicht viel zu bieten, doch für uns ist es gerade richtig, um etwas auszuspannen, zu lesen und die Weiterreise zu planen. Nach Chile Chico werden wir dann zum zweiten Mal den chilenisch-argentinischen Zoll passieren. Mal sehen, ob sie unsere erschlichenen Kopien akzeptieren werden! Dazu aber mehr im nächsten Bericht.

 

Hasta la vista! Wir geniessen das Leben und Reisen und senden liebe Grüsse in die Schweiz!

 

Auf dem Weg zum Nationalpark Los Alerces
Auf dem Weg zum Nationalpark Los Alerces

Die 300 Jahre alte Alerce im gleichnamigen Park
Die 300 Jahre alte Alerce im gleichnamigen Park

Ausblick auf den Lago Menendez und den Gletscher Torrecillas
Ausblick auf den Lago Menendez und den Gletscher Torrecillas

See auf dem Weg zur Carretera Austral
See auf dem Weg zur Carretera Austral

Den Namen wüssten wir gerne...
Den Namen wüssten wir gerne...

Endlich auf der Carretera Austral - STAUBIG
Endlich auf der Carretera Austral - STAUBIG

Ernst beim nächtlichen Bad in der Freiluft-Thermalquelle
Ernst beim nächtlichen Bad in der Freiluft-Thermalquelle [Anmerkung des Webmasters: So hat Ernst ausgesehen, kurz nachdem er in diese komischen Dämpfe gestiegen ist.]

Die Thermas de Puyuhuapi
Die Thermas de Puyuhuapi

Der Gaucho auf der Carretera Austral
Der Gaucho auf der Carretera Austral [Anmerkung des Webmasters: Das wollen uns die beiden weissmachen. In Wirklichkeit ist das Ernst, nachdem er aus diesem Dampfbad wieder rausgestiegen ist.]

Ausblick auf Coyhaique
Ausblick auf Coyhaique

Bizzare Flusslandschaft
Bizzare Flusslandschaft

Staubig-steinige und kurvenreiche Carretera Austral
Staubig-steinige und kurvenreiche Carretera Austral

Rollercoaster-Strasse nach Chile Chicco
Rollercoaster-Strasse nach Chile Chicco

Model Claudia
Model Claudia [Anmerkung des Webmasters: Sie ist ganz sicher nicht in diese Dämpfe gestiegen...]

Chile Chicco
Chile Chicco

 

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