> Ernst & Claudia on Tour :.
Unsere Reise durch Indien und Südamerika [1. Oktober 2004 - 17. Februar 2004]
 
:: San Pedro (22.10.-31.10.04) Last updated: Sunday, October 31, 2004

Da Ernst mit einer Grippe von Indien nach Hause gekommen ist, geht es also am 22. Oktober mit sechs Tagen Verspätung so richtig los. Wir fliegen während eines vollen Tages über Paris und Sao Paulo nach Santiago, wo wir eine Nacht verbringen – juppie, in einem Hotelbett und nicht bloss auf einem unbequemen, engen und an Beinfreiheit mangelndem Flugzeugsitz schlafen! In Santiago haben wir Zeit, die Stadt schon ein erstes Mal zu erkunden (Plaza de Armas, Barrio Bellavista). Wir geniessen bereits am ersten Abend ein ausgezeichnetes Essen mit viel Fleisch und natürlich einem guten Tropfen chilenischen Weines.

Am nächsten Morgen geht es weiter über Antafogasta und Calama nach San Pedro de Atacama, wo wir die nächsten fünf Tage verbringen. Der erste Eindruck der Umgebung: trocken, staubig und heiss. Na ja, gegen die Trockenheit hilft während des Tages das lokale Bier mit Name Cristal und am Abend der chilenische Wein. Abgestiegen sind wir in einem Hotel mit dem sinnigen und für Heimwehscheizer bestens geeigneten Namen: „Corvatsch“ – nein! so heisst kein lokaler Berg ...

Am erstem Tag besuchen wir Abends das Valle de la Luna. Die Landschaft verdient den Namen wegen seiner bizarren Steinformationen, den wunderbaren Landschaften und den vielfältigen Texturen, die je nach Sonnenstand in einer anderen Farbe erscheinen. Wir kriechen mit Stirnlampen bestückt durch eine kleine Höhle, erklimmen Sanddünen, laufen ihnen entlang und können am Ende des Tages einen traumhaften und Bilderbuch-mässigen Sonnenuntergang im Zentrum des Tales miterleben. Ein schöner erster Ausflug geht zu Ende.

Am zweiten Tag besuchen wir frühmorgens (Abfahrt um 0400 Uhr – Ernst ist immer noch müde!) die Geysire von El Tatio. Das Feld mit den unzähligen fortlaufend zischenden, sprudelnden, qualmenden und nach Schwefel stinkenden Geysiren befindet sich auf einer Höhe von 4300 m.u.M., in einem Vulkankrater. Selbst für uns Schweizer ist es ist mit ca. minus sechs Grad Celsius bitter kalt und die Geysire sind nur mässig spektakulär – ein klares, ehrliches und ernst gemeintes Statement! Um 0730 Uhr gibt es dann ein bescheidenes, aber wärmendes Frühstück mit Kaffee, Käsebrot und Bananen in der Kälte. Dabei begleitet uns aus dem Nachbar-Bus das Lied „Ballroom-Blitz“ von „The Sweet“! In diesem Moment muss Ernst natürlich sehr an Fritz Jules Fischer aus Erlenbach denken, und deren gemeinsame bis in die Morgenstunden dauernde Diskussionen nach dem Handball-Training in Hölen-Fritzes Auto an der Wannenstrasse 16 – hopp TVE! Nach dem Frühstück hätten wir dann noch die Gelegenheit ein Bad in einer warmen Quelle zu nehmen – wir verzichten.

Die Fahrt zurück nach San Pedro, hat für unseren Geschmack einiges mehr zu bieten, als die Geysire. Wir fahren durch sehr abwechslungsreiche Landschaft mit Ausblick auf viele schöne Vulkane, unter anderem den Lascar (5600 m.u.M.), der als einziger in dieser Region noch aktiv ist. Wir begegnen auch verschiedenen Tieren, wie Vicuñas, Lamas, Guanacos und Alpacas – wir können Euch den Unterschied aber nicht erklären!

Den Nachmittag nutzen wir, um einige Stunden Schlaf nachzuholen, Bücher zu lesen und zu jassen – „übrigens, so gemein, d’Claudia schnurred immer!“.

Am dritten Tag gehts in die Salar de Atacama, eine Salzwüste, die auf 2300 m.u.M liegt. Auf dem Weg dorthin, sehen wir viele kleine Oasen, die mit unzähligen, hellgrün leuchtenden Bäumen und Büschen einen extremen Kontrast zur Wüste bilden. Die hiesigen Bauern sammeln und kanalisieren einen Teil des Wassers, das von der Cordillera de los Andes in die Ebene fliesst, um damit ihre terrassierten Felder zu bewässern.

Also zuerst sehen wir, wie erwähnt, die Salzwüste. Sie umfasst 320’000 ha und ihre Oberfläche ist grösstenteils mit einer Salzkruste überdeckt, welche bis zu 70cm hohe Gebilde hervorbringt. Diese werden durch die konstante Wasserevaporation im Boden verursacht. Diese Krusten bestehen aus Chlor und Sulfaten – einfach irgendwie so. Zwischen den Krusten befinden sich kleine Seelein, wo man schöne rote Flamingos beobachten kann.

Anschliessend geht es weiter zu den Seen oder auch Lagunen der Altiplanoebene auf 4300 m.u.M. – ein Höhenunterschied von 2000 m. Zuerst sehen wir die Laguna Miscanti (knapp 11’000 ha), die um einiges grösser ist, als die zweite Laguna Namens Miñiques. Der Anblick der Seen und Vulkane war einfach einmalig! Die dunkelblauen Lagunen, die beige-braun-rot-grünlichen Berge und der hellblaue und wokenlose Himmel bieten einen unglaublichen Kontrast und eine sagenhafte Farbenvielfalt. Wir haben die Gelegenheit für etwa eine halbe Stunde dem Ufer der Laguna Miscanti entlang zu gehen und an der Laguna Miñiques sehen wir sogar aus dem Wasser ragende Nester von nistenden Flamingos.

Nach all den schönen Eindrücken geht es anschliessend von den Seen weiter nach Socaire, ein Dorf das auf 3300 m.u.M. liegt. Hier werden wir im Restaurant „Cocineria Miscanti“ zur Mittagszeit verpflegt. Die Köchin isst, wie man unschwer erkennen konnte, selber sehr gerne, was in der Regel auch für eine gute Küche spricht – so ist es denn auch! Wir werden mit gutem Salat, Pouletfleisch, Reis, Gemüse und einer Art Hirse verwöhnt. Als Nachtisch besichtigen wir das Dorf mit seiner schönen Kirche und den unzähligen Bewässerungskanälen. Trotzdem nicht ganz mit Venedig vergleichbar!

Auf dem Rückweg kreuzen wir die alte Inkastrasse, die schnurgerade von Peru über Chile nach Argentinien führt. Bevor wir nach San Pedro kommen, besichtigen wir noch das Dorf Tocanoa. Es ist ein fast unglaublich grüne Oase mitten in der staubigen Sandwüste und so wachsen hier viele Gemüse und Früchte (Kiwi, Papaya, Feigen, Orangen, Bananen, Trauben ...). Die Bewässerung läuft auch hier, wie bereits an anderer Stelle erwähnt, mittels Kanälen. Der Fluss des Wassers durch die Felder und Plantagen wird mit kleinen Türchen gesteuert – es lohnt sich, gut auszukommen mit dem höher gelegenen Nachbarn!

Den vierten Tag nutzten wir für eine Pause und genossen die Sonne mit lesen, Reisebericht schreiben und jassen. Hier jedoch noch einige Anmerkungen zu San Pedro. Das Dorf liegt auf 2400 m.u.M. und besitz einen schönen Dorfplatz an dem eine Kirche aus der Zeit der Spanischen-Eroberung steht. Das Dach der Kriche besteht aus getrockneten Kakteen, die mittels Lederriemen zusammengebunden sind. Im Dorf hat es viele schön aufgemachte Restaurants, die es einem, bei traditioneller oder moderner Musik, gut gehen lassen.

Unser Highlight folgt am fünften Tag mit der Besteigung des 6040 m.u.M. hohen Vulkans Sairecabur (übrigens Michi, wie hoch ist der Ebrus? *grins*). Eigentlich ist es nur als Vorbereitung für die nächste TVE-Bergturnfahrt gedacht – Gruss an Jürg! Mit Christian, einem erfahrenen, argentinischen Bergführer und Carlos, seinem Assistenten nehmen wir morgens um 0630 Uhr den Weg zum Ausgangspunkt der Wanderung in Angriff. Tags zuvor haben wir uns vorbildlich auf die schwierige Besteigung vorbereitet und auf Alkohol und Fleisch verzichtet. Zusätzlich hat Ernst einige Tage zuvor noch Jan, den Reisedoktor, per Email avisiert und um medizinische Tipps gebeten. Die Antwort vom eDoctor kam prompt: Man kann viele Fehler machen! Ja, das stimmt! Also zurück zur hauptsächlichen Geschichte. Wir fahren auf eine Höhe von 5000 m.u.M. und essen das „höchste“ Frühstück, das wir bis dato je an der frischen Luft genossen hatten. Danach überwinden wir mit dem Auto weitere vierhundert Höhenmeter und lassen es bei einer meteorologischen Station stehen. Nun rüsten wir uns aus und machen uns mit ganz kleinen Schritten und sehr langsamem Tempo auf den Weg zum Gipfel – Sairecabur wir kommen! Es sind ja „nur“ 600 Höhenmeter, denken wir. Im Abstand von hundert Höhenmetern machen wir eine kurze Rast und verpflegen uns mit Wasser (der eDoctor meinte drei bis vier Liter) und Getreideriegeln. Der Weg führt uns vorbei an einer auf 5600 m.u.M. gelegenen, bis vor dreissig Jahren betriebenen Schwefelmine und weiter zu einem kleinen gefrorenen, von bizarren Schneeformationen umrandeten, glasklaren, auf 5700 m.u.M. gelegenen Bergseelein. Immerzu begleitet uns ein sensationelles Panorama auf unzählige Sechstausender, die Laguna Verde in Bolivien und die farbenfrohe Hochebene El Tatio. Der Aufstieg führt über grosse, von Schneeresten durchzogene Geröllfelder. Fusswege gibt es keine und jeder Schritt muss gut gewählt sein, denn der Untergrund ist lose. So geht es bis auf 5900 m.u.M., wo wir den Assistenten des Bergführers wegen starken Kopfschmerzen verabschieden und ihn alleine absteigen lassen müssen. Bis dahin fühlen wir uns herrvorragend und verspüren ausser der dünnen Luft keine Anzeichen der Höhe. Nun ändert sich das schlagartig! Der Kopf beginnt zu schmerzen, ein Unwohlsein steigt auf und die Müdigkeit überkommt uns. Die letzten 90 Höhenmeter werden zur Qual. Es wird immer steiler und die Felsbrocken werden immer grösser. Nun müssen wir immer mehr auch leichte Kletterei bewältigen. Alle fünf bis zehn Höhenmeter sind wir gezwungen eine Pause einzulegen, um wieder gut durchzuatmen und auszuruhen. Wir motivieren uns immer wieder gegenseitig, um den inneren Schweinehund zu überwinden! Nach knapp fünf Stunden erreichen wir voller Freude und einem riesigen Glücksgefühl den Gipfel. Wir umarmen einander innig – es ist geschafft! Wir geniessen die Aussicht, verpflegen uns und geniessen, vor dem Wind geschützt, die Sonne für eine Weile. Ernst wird in Zukunft auch seine Lippen mit der Sonnencreme eincremen!

Der Rückweg ist, da wir total entkräftet sind, auch kein „Schleck“ – aber nach einer Stunde und vierzig Minuten beschwerlichen Abstiegs ist es geschafft und wir sind wieder beim Auto, wo wir Carlos wohlauf und wieder lachend antreffen. Nun geht es nur noch zurück nach San Pedro ins Hotel, wo wir uns sofort total geschafft und mit Kopfschmerzen schlafen legen.

Wir bedanken uns bei Christian und Carlos von der Agentur Vulcano. Sie haben unsere Tour gut vorbereitet und uns sicher auf den Gipfel und zurück gebracht. Wir empfehlen diese Agentur gerne weiter! Es gibt übrigens auch eine Mountain-Bike-Downhill-Tour von 5200 m.u.M. nach San Pedro (2400 m.u.M).

Am 30. Oktober packen wir – nach guter Nachtruhe, voll regeneriert und putzmunter – um 0600 Uhr unsere Rucksäcke. Alle Strapazen des Vortages sind vergessen und nur das Positive bleibt in unseren Köpfen zurück. Wir sind nun nach dreistündigem Flug wieder zurück in Santiago und werden hier die nachsten vier Tage geniessen. Liebe Grüsse an alle in der Schweiz Zurückgelassenen – es geht uns gut!

Kirche von San Pedro
Kirche von San Pedro

Sonnenuntergang im Valle de Luna
Sonnenuntergang im Valle de Luna

Immer noch Sonnenuntergang im Valle de Luna
Immer noch Sonnenuntergang im Valle de Luna

Vicunas
Vicunas

Oase bei Tocanao
Oase bei Tocanao

Salar de Atacama
Salar de Atacama

Flaminco in der Salar
Flaminco in der Salar

Laguna Miscanti
Laguna Miscanti

Laguna Miniques
Laguna Miniques

Bewässerungskanäle in der Wüste
Bewässerungskanäle in der Wüste

Ernst und Christian beim Bergseelein
Ernst und Christian beim Bergseelein

Panoramabild vom Sairecabur
Panoramabild vom Sairecabur

Die Gipfelstürmer
Die Gipfelstürmer

 

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