> Ernst & Claudia on Tour :.
Unsere Reise durch Indien und Südamerika [1. Oktober 2004 - 17. Februar 2004]
 
:: Chilenische Schweiz - San Carlos de Bariloche (11.11. - 19.11.04) Last updated: Saturday, November 20, 2004

Am 10.11.04 ereichen wir per Flugzeug den Temuco International Airport. Und versuchen eine Unterkunft zu finden. Da in der Stadt zur Zeit ein evangelischer Kongress stattfindet – wir nehmen nicht teil – ist es enorm schwierig ein Hotel zu finden. Nach einigen Versuchen erbarmt sich – wahrscheinlich der christlichen Nächstenliebe wegen – ein Hotelier und gibt uns für eine Nacht ein Doppelzimmer mit vier Betten darin. Ist doch lustig, zuerst will uns niemand ein Zimmer geben und als es dann doch klappt, kriegen wir eines mit genügend Betten für eine Fussballmannschaft – aber wir beklagen uns ja nicht!

Noch eine kleine Anmerkung zu Temuco am Rande. Hier finden wir zum ersten Mal seit wir in Südamerika gelandet sind – oh Wunder – ein Duschmittel! Die Verkäuferin (sie ist übrigens eine ausgewanderte Deutsche in der dritten Generation und spricht Deutsch), die uns berät, erklärt uns, dass die Latinos und Latinas üblicherweise Seife zur täglichen Körperpflege verwenden! Sie zeigt uns dann aber trotzdem noch dieses eben erwähnte Duschgel, nämlich von St. Ives. Zugegeben, dies alleine wäre ja noch nicht sonderlich spannend aber das Duschgel ist nach einer „Schweizer Formel“ mit speziellen Schweizer Kräutern und purem Schweizer Gletscherwasser produziert worden! Dass Willhelm Tell nicht auch noch in die Produktion involviert ist, grenzt für uns an ein Wunder. So nun aber von der Randnotiz wieder zu unserer Reise zurück!

Einen Tag später beginnt in der Schweiz die Fasnacht und für uns die Fahrt mit dem eigenen Auto. So holen wir bei der Firma Budget in Temuco unseren Suzuki Grand Vitara 4 WD ab. Es klingt einfacher als es ist! Zuerst finden wir ein leeres Gebäude vor – kein Büro von Budget weit und breit! Nach einiger Fragerei finden wir dann aber das neue Büro trotzdem noch und sind erleichtert, dass die Firma überhaupt noch existiert. Danach zeigt sich, dass Chile ein sehr bürokratisches Land ist und wir für das Mietauto, welches wir ja nach Argentinien über die Grenze führen wollen, einen unglaublichen Papierkrieg bewältigen müssen – na ja, wir haben es geschafft!!

Endlich im eigenen Auto führt unser Weg teilweise auf der Routa Panamericana, über Villarica bis nach Pucon, wo wir zwei Tage verbringen. Leider haben wir hier mit dem Wetter nicht sehr viel Glück! Es regnet viel und wird von Tag zu Tag kühler. Nichts desto trotz machen wir einen dreistündigen Ausritt zu Pferde im Parque Alto Palquin. Nein, es gibt keine Bilder! Wir sitzen zum ersten Mal in unserem Leben auf dem Rücken eines lebendigen Pferdes! Zugegeben, die Rösslein waren mit einer sehr grosszügigen Gutmütigkeit und Ignoranz uns gegenüber ausgestattet. So ist auch zu erklären, wie sie uns so lange auf dem Rücken geduldet haben. Man muss sich das so vorstellen, diese Pferde laufen hintereinander her, kennen den Weg – wir müssen nur Vertrauen haben und die Pferde vom Essen abhalten, indem wir sie weitertreiben wenn sie stehen bleiben und den Kopf senken! Beim Aufstieg haben wir noch Glück mit dem Wetter. Es regnet erst die letzte halbe Stunde. Da wir gut vom Regen geschützt sind und der anstrengende Teil von den Pferden übernommen wird, ist das schlechte Wetter nicht unangenehm. Selbst die vom Zügelhalten kalt gewordenen Hände können wir am Hals der schwitzenden Pferde aufwärmen. Wir reiten durch wunderschöne Waldlandschaft, überqueren kleine Bäche und können die Vögel, die um uns herum fliegen in aller Seelenruhe beobachten. Nach zirka dreieinhalb Stunden sind wir zurück bei der Ranch und haben von der Kälte und der mangelnden Bewegung etwas steife Beine, was sich beim Abstieg vom Pferd bemerkbar macht. In der Stube erhalten wir dann einen wärmenden Tee und geniessen das Feuer im Ofen. Wieder aufgewärmt, schauen wir uns noch die Wasserfälle des Parks an und werden dann von Christian, unserem Hotelchef, mit dem Auto wieder zurück nach Pucon gefahren. Dieser Ausflug war ein wirklich schönes Erlebnis, das wir jedem weiterempfehlen können.

Nach zwei Tagen verlassen wir Pucon und fahren weiter nach Valdivia, wo per Zufall gerade eine zweitägige internationale Regatta stattfindet. Jedes Mal, wenn es am Flussrand laut wird, die Autos hupen und die Zuschauer jubeln, paddelt vermutlich ein chilenisches Regattaboot erfolgreich an uns vorbei. So oder so, wir blicken da nicht ganz durch. Valdivia bietet viele Möglichkeiten, um spazieren und wandern zu gehen, doch da das Wetter nicht mitspielt, entschliessen wir uns, nach San Carlos de Bariloche weiterzufahren. Da die Fahrt in einem Stück zu weit wäre, beschliessen wir in Osorno einen Zwischenhalt mit Übernachtung zu machen. Osorno ist eine Stadt, die ausser den alten deutschen Häusern nicht viel zu bieten hat. Nicht eben mal eine gute Auswahl von Restaurants – glücklicherweise werden wir doch noch fündig.

Wie angekündigt, fahren wir am nächsten Morgen so früh als möglich in Richtung San Carlos de Bariloche los. Eine erste Papierkrieg-Bewährungsprobe steht uns bevor, denn wir müssen auf unserem Weg den Grenzübergang in den Bergen passieren. Hier sammeln wir reichlich Erfahrung für die weiteren Überfahrten nach Argentinien oder Chile. Der Papierkram ist ohne Ende. Hier ein Formular, da ein Blatt, welche wir ausfüllen müssen. Dass die Zöllner nicht auch noch die Unterhosengrösse der Grossmutter väterlicherseits wissen wollen ist eigentlich erstaunlich! Zum Überführen unseres Mietautos brauchen wir notariell beglaubigte Dokumente, die besagen, dass Budget uns eine Überführung auch wirklich erlaubt. Zu diesem Zweck hat uns Budget genau mit drei solcher Bewilligungen versehen. Dies reicht aus, um auf unserer Route von Temuco nach Punta Arenas zu gelangen. Wenn wir aber gegebenenfalls noch nach Feuerland gehen wollen brauchen wir weitere solcher Dokumente! So ermogelt Claudia mit ihrem extremal-brachial Spanisch, viel Charme, stoischer Ruhe und noch mehr Überzeugungskraft, dass uns der Zoll gleich selber mit weiteren beglaubigten Kopien ausrüstet! Jetzt kann uns nichts mehr aufhalten – Ushuaia wir kommen! Kaum ist die chilenische Grenze passiert und einige Höhemeter mit dem Auto gewonnen, beginnt ein Schneesturm. Wir fahren auf bis zu zehn Zentimeter schneebedeckter Strasse und dies zu Beginn des südamerikanischen Sommers! Unser Auto besteht diese Prüfung, selbst mit Sommerreifen, in eindrücklicher Manier und so erreichen wir nach zwanzig Kilometer Fahrt den argentinischen Zoll. Vor den argentinischen Zöllnern sind wir im Laufe der Reise schon oft gewarnt worden. Sie sollen überall und immer Geld von einem wollen – richtig: Bestechung! Mit grossen Schmiergeld-Erwartungen, die sich zu unserem Erstaunen glücklicherweise nicht bewahrheiten, passieren wir auch diesen Zoll. Schon wieder Claudia’s Charme?? Danach passieren wir wunderschöne Seen und Berge und kommen gegen Abend im Bergstädtchen Bariloche an. Es liegt an einem wunderschönen See, namens Nahuel Huapi. Am Horizont reihen sich die malerisch weiss gezuckerten Berge der Anden auf, und wer hätte es gedacht, am nächsten Morgen ist das Wetter schon deutlich besser. Es ist aber immer noch winterlich kühl, so dass wir Faserpelz und Goretexjacke (gegen den Wind) tragen müssen. Die darauf folgenden drei Tage lassen uns die Region bei fast wolkenlosen, hellblau schimmernden Himmel geniessen. Unter diesen Bedingungen lässt sich natürlich prima wandern. So machen wir einen fünfstündigen Ausflug zum Refugio Lopez und eine sechsstündige Wanderung Richtung Refugio Frey. Dies sind beides Hütten (oder Refugios) des argentinischen Alpinisten Clubs. Die erste Wanderung führt uns durch steile Waldwege, Geröllfelder und schneebedeckte Hänge zum Refugio auf 1572 m.ü.M. und bietet uns wunderschöne Ausblicke auf die Seenlandschaft. Die zweite Wanderung führt uns oberhalb eines Sees meist durch schönen, zartgrünen Wald, und zwischendurch sogar durch Steppe, hoch bis kurz vor den Cerro Catedral. Es macht richtig Spass, sich wieder einmal körperlich zu betätigen, somit haben wir uns ein feines Nachtessen sicherlich auch verdient!

Nach sechs Tagen verlassen wir die Region von Bariloche mit wunderschönen Eindrücken im Gepäck und freuen uns nun auf die Carretera Austral, die ein besonderes Naturerlebnis sein soll und sicherlich auch unser Auto auf eine weitere Bewährungsprobe stellen wird.

Mit besten Grüssen aus Südamerika, bei bester Laune und Verfassung

 

Richtung Argentinien im sommerlichen Schneetreiben
Richtung Argentinien im sommerlichen Schneetreiben

Kurz nach der Grenze
Kurz nach der Grenze

Unser Pfupf endlich beim Lago Nahuel Huapi
Unser Pfupf endlich beim Lago Nahuel Huapi

Claudia bei Villa Tacul
Claudia bei Villa Tacul

Ausblick auf Cerro Lopez be Llao Llao
Ausblick auf Cerro Lopez be Llao Llao

Aussicht au Seenlandschaft beim Aufstieg zum Refugio Lopez
Aussicht au Seenlandschaft beim Aufstieg zum Refugio Lopez

Aussicht auf Anden und Seenlandschaft kurz vor dem Refugio Lopez
Aussicht auf Anden und Seenlandschaft kurz vor dem Refugio Lopez

Ernst auf den letzten 500 Metern
Ernst auf den letzten 500 Metern

"Bim Abstieg voll uf d'Schnurre gfloge"
"Bim Abstieg voll uf d'Schnurre gfloge"

Traumhafter Waldwanderweg zum Refugio Frey
Traumhafter Waldwanderweg zum Refugio Frey

Aussicht auf den Lago Gutierrez
Aussicht auf den Lago Gutierrez

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